Grundsatzerklärung der Bundesvereinigung Juden in der AfD e.V.

Verabschiedet am 7.10.2018 in Wiesbaden vom Gründungsvorstand unter Führung von Dr. Vera Kosova, Wolfgang Fuhl und Artur Abramovych sowie unter Mitwirkung von Dr. Michael Kühntopf

Einem gerade in der Bundesrepublik verbreiteten Irrglauben zufolge haben Juden links zu sein. Dieser Irrglaube, der offenbar in der seit den Siebzigerjahren sozialdemokratisch dominierten bzw. okkupierten Geschichtsforschung und ihrer Interpretation des Nationalsozialismus als „rechts“, aber zweifelsohne zugleich in einer unwillkürlichen Übernahme antisemitischer Stereotype gründet, die den Juden als heimatlos, entwurzelt und somit illoyal gegenüber seinem ‚Wirtsland‘ zu diffamieren suchen, — ist andernorts nicht mehr anzutreffen. In Frankreich etwa gelten Juden gemeinhin als die verlässlichsten Wähler der Républicains, welche sich völlig unzimperlich als ‚droite‘, mithin als rechts bezeichnen. Der Rassemblement National (vordem Front National) wird jüngsten Studien zufolge unter Juden etwa ebenso oft gewählt wie in der Gesamtbevölkerung. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.

Muslimischer Antisemitismus

Wir sind davon überzeugt, dass die größte Bedrohung für das Europa des 21. Jahrhunderts der wegen ihrer weitaus höheren Geburtenrate kaum zu unterschätzende und durch die Masseneinwanderung zusätzlich beschleunigte Anstieg der muslimischen Bevölkerungsgruppe sowie das mangels einer Akkulturation damit einhergehende Erstarken des politischen Islams darstellt, eines totalitären Islams, der das Abendland ganz offen als seinen Feind zu bezeichnen wagt, ohne dafür hierzulande zur Rechenschaft gezogen zu werden. Zugleich sind wir davon überzeugt, dass die AfD die einzige Partei der Bundesrepublik ist, die sowohl eine redliche Ideologiekritik betreibt, welche die Unvereinbarkeit islamischer Dogmata mit dem Grundgesetz nicht zu verschleiern versucht, als auch in diesem Rahmen muslimischen Judenhass thematisiert, ohne diesen zu verharmlosen, zumal er unstrittig und untrennbar schon mit der Entstehung des Islam verbunden ist. Die unkontrollierte Masseneinwanderung junger Männer aus dem islamischen Kulturkreis ist jüdischem Leben dementsprechend höchst abträglich aufgrund einer durch die islamische Ideologie bedingten, antisemitischen Sozialisation, an welcher nicht zuletzt der Nationalsozialismus teilhatte, da nach dem Zweiten Weltkrieg ein Teil der ehemaligen Machthaber, etwa Johann Leers, in Ägypten bei der Muslimbruderschaft Unterschlupf fand und u. a. das gefälschte Pamphlet „Die Protokolle der Weisen von Zion“ im Nahen Osten verbreitete, wo es bis heute in mehreren Ländern als Schullektüre dient und allgemein äußerst populär ist. Bei der Erstarkung des politischen Islam handelt es sich zudem in erster Linie um eine Bedrohung für Juden, wie am Beispiel vor allem der nordafrikanischen Länder ersichtlich wird, deren jüdische Gemeinden, nachdem diese Länder zu politischer Souveränität gelangt waren, innerhalb weniger Jahre unter ununterbrochenen und stetig wachsenden Drangsalierungen beinahe restlos untergegangen und ihre Gemeindemitglieder geflüchtet oder emigriert sind. Nach der Vertreibung der zahlenmäßig kleineren jüdischen Minderheit wandte sich dann der Zorn der islamischen Mehrheitsbevölkerung, sofern man sie gewähren ließ, gegen die christliche Minderheit, wie es in Ägypten unter der von 2011 bis 2014 währenden Herrschaft der Muslimbrüderschaft geschah. Das europäische Land, anhand dessen man dies besonders deutlich sehen kann, ist wiederum Frankreich. In Deutschland wird weitgehend ignoriert, dass die Mehrzahl der dort verübten islamischen Anschläge eine nicht zuletzt ausgesprochen antisemitische Stoßrichtung hatte. Dies zeigt sich etwa an dem von einem Kumpanen des Brüderpaars, das am 7. Januar 2015 den Anschlag auf die Redakteure von Charlie Hebdo verübt hatte, zwei Tage später verübten Anschlag auf einen koscheren Supermarkt an der Porte de Vincennes, bei dem vier Juden ermordet wurden. Eine ebenso deutliche Sprache spricht die Tatsache, dass das Bataclan, auf das am 13. November 2015 ein Anschlag verübt wurde, bei welchem 90 Menschen ermordet und auf widerlichste Weise geschändet wurden, über Jahre hinweg wegen seines jüdischen Besitzers islamistische Drohungen erhalten hatte.

Linker Antizionismus

Dem Staat Israel als der nationalen Heimstatt des jüdischen Volkes fühlen wir uns verbunden, erst recht nach der Katastrophe der Schoah, die die Notwendigkeit eines autonomen jüdischen Staates nach Jahrhunderten einer beinahe universalen Verfolgungsgeschichte einmal mehr, aber nun abschließend und unumkehrbar unter Beweis gestellt hat. Im Gegensatz zu ‚postzionistischen‘ Dissimilanten halten wir es dementsprechend nicht für beleidigend, als deutsche Juden mit Israel assoziiert zu werden und uns, wo nötig, auch zu verantworten für Handlungen der israelischen Regierung. Denn Israel handelt zum Wohle aller Juden und ist daher durchaus dazu berechtigt, auch für die Judenheit in der Diaspora zu sprechen: „Der israelische Soldat lieferte den Beweis dafür, dass Jude und Feigheit oder Jude und Opfer keine Synonyme sind“ (Alain Finkielkraut). Als wohl beinahe ebenso bedrohlich wie den muslimischen Antisemitismus empfinden wir daher den Antizionismus der politischen Linken, der sich etwa in den seit Jahrzehnten in ansehnlicher Höhe geleisteten und von der Regierung Merkel, angesichts der durch Präsident Trump gekürzten US-Zahlungen, weiter erhöhten Unsummen deutschen Steuergelds manifestiert, welche an linksradikale und islamistische Organisationen in Israel fließen. Die UNRWA, das exklusiv den ‚Palästinensern‘ vorbehaltene Flüchtlingshilfswerk der UN, befindet sich fest in den Händen der Hamas, welche in Artikel 7 ihrer Charta, in Anlehnung an islamische Glaubensgrundsätze, die restlose Vernichtung aller Juden weltweit fordert. Angesichts der finanziellen Unterstützung für dieses Vorhaben, das mit der nationalsozialistischen ‚Endlösung‘ identisch ist, erscheint es als schlichtweg höhnisch, zugleich davon zu schwadronieren, dass „Israels Sicherheit“ „deutsche Staatsräson“ sei. Dass der mit der politischen Linken bedauerlicherweise weitgehend identische bundesrepublikanische Mainstream, anders als etwa die politische Linke in Großbritannien unter Führung Jeremy Corbyns, weniger offen eine antizionistische Agitation betreibt, sorgt dafür, dass sich die hiesige Bevölkerungsmehrheit der herrschenden Diskrepanz in Bezug auf Israel gar nicht bewusst ist. Dazu tragen nicht zuletzt die zwangsbeitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sender bei, die nur zu oft durch ihre stumpfe Islam- und Zuwanderungsapologetik bestechen und zugleich eine zunehmend frappierende Einseitigkeit in Bezug auf Israel an den Tag legen oder sogar versuchen, die Ausstrahlung ausnahmsweise proisraelischer Dokumentationen mit allen Mitteln zu verhindern. Somit stoßen die Vorbehalte gegen die öffentlich-rechtlichen Sender, welche die AfD als wiederum einzige Partei der Bundesrepublik konsequent und glaubwürdig zum Ausdruck bringt, bei Juden folgerichtig auf Zustimmung. Aus Israel erhalten wir dementsprechend ganz überwiegend positive Resonanz. Die dortige Gesellschaft, die um die Finanzierung islamischen Terrors durch die EU weiß und sich mehrheitlich längst von den illusorisch-weltfremden Vorstellungen der Friedensbewegung verabschiedet hat, beobachtet die aktuelle deutsche Migrationspolitik und die gesamte Entwicklung der politischen Linken mit Unverständnis und großer Sorge. Auch die auf Seiten der politischen Linken exzessiv betriebene Vergangenheitsbewältigung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine maßlose Ignoranz gegenüber den Belangen heute lebender Juden herrscht. „Die Deutschen lieben tote Juden, je toter sie sind, umso mehr werden sie geliebt“ (Henryk M. Broder).

Die ethischen Grundsätze des Judentums

Wir betrachten das Judentum als ‚Bundesvolk‘ (Hans-Joachim Schoeps), das sich nie im Religiösen erschöpfte, sondern immer zugleich eine Volksgemeinschaft war. Die Bedeutung der Zugehörigkeit zu einer solchen Gemeinschaft ist den Westeuropäern, und so auch den Deutschen, weitgehend abhanden gekommen, zumal die Festigkeit einer Gemeinschaft nicht zuletzt proportional zum Grad ihrer Exklusivität steigt, Westeuropa sich aber der rigorosen Inklusion verschrieben hat. Es mangelt den Deutschen daher an dem, was dem Juden selbstverständlich ist: die Pflege der eigenen Tradition, Geschichte und Herkunft. „Alles in allem bezeichne ich jenen Teil von mir selbst als jüdisch, der [...] die eindrucksvolle Überlegenheit des Gewesenen über das Heutige kultiviert“ (Alain Finkielkraut). Als Volk des Buches erzieht das Judentum seinen Kindern naturgemäß Achtung vor der Autorität des eigenen Meisters (Rabbi) an, der dem Nachwuchs Selbstkontrolle beibringt. Zweifelsohne hätte das Judentum keine derart beachtlichen geistigen Leistungen erbringen können ohne die von Kindesbeinen an erlernte Achtung vor dem Wissen, die auch heute unverändert zu beobachten ist. Angesichts des gegenüber Westeuropa bestehenden und zunehmend bedrohlicher werdenden Vorsprungs der Volksrepublik China auf den Gebieten des Handlungswissens scheint eine solche auf Achtung vor Autorität fußende Lernkultur außerhalb des Judentums Not zu tun, wo Lernkultur als Leistungszwang stigmatisiert und jegliche Autorität als faschistoid denunziert wird. Wir glauben, als Juden nur dann eine Zukunft in Deutschland zu haben, wenn eine Wiedererweckung dieses geschichtsvergessenen und seinen eigenen Traditionen entfremdeten Abendlands gelingt, und setzen uns daher für dieses Gelingen ein. Da auch die Familie eine Gemeinschaft darstellt und durch einen Mangel an Autorität sowie vollkommen verantwortungslose gesellschaftspolitische Experimente in Richtung einer Umdefinition des Familienbegriffs zwangsläufig vom Zerfall bedroht wird, ist ein religiöser oder auch nur nach den ethischen Grundsätzen seiner Religion lebender Jude ebenso wenig wie ein religiöser Christ dazu imstande, der sukzessive durch Gender-Mainstreaming und Frühsexualisierung betriebenen Zerstörung der traditionellen, monogamen Familie gelassen zuzusehen. Auch in diesem Fall ist die AfD die einzige Partei, die besagte Vorgänge konsequent anprangert.

Das Abendland und die Judenheit

Wir sehen in dem Wunsch der AfD danach, dass Deutschland wieder eine selbstbewusste Nation werden möge, durchaus keinen Widerspruch zu jüdischen Interessen. Im Gegenteil glauben wir, dass eine tatsächliche gegenseitige Wertschätzung nur möglich ist, wenn beide Seiten selbstbewusst aufzutreten vermögen. Wir unterstützen die Anstrengungen der Bundes- und Landesvorstände der AfD, sich von den in der Partei anzutreffenden Restbeständen des rechten Antisemitismus zu trennen, sind dabei aber davon überzeugt, dass das Gewicht fraglicher Personen in der medialen Berichterstattung zum Zwecke der Diffamierung der gesamten Partei maßlos überschätzt wird. Darüber hinaus entgeht uns nicht, dass die abstrusesten unter den zahllosen gegen die AfD vorgebrachten Vorwürfen auffällig oft von Personen und politischen Gruppierungen stammen, die ihren eigenen Antizionismus zu verschleiern kaum mehr für nötig halten und in der muslimischen Bevölkerung eine zahlenmäßig weitaus attraktivere Wählerschaft gefunden haben, als die Juden es aufgrund ihrer geringen Anzahl jemals sein konnten. Dass diese inneren Gegner des Deutschtums ganz überwiegend zugleich auch Gegner des Judentums sind, lässt unseres Erachtens eine Allianz der Judenheit mit der europäischen Rechten als äußerst folgerichtig erscheinen. Am Beispiel Frankreichs wird dieser Umstand besonders deutlich: Nicht nur wanderten in den letzten zehn Jahren beinahe 50.000 französische Juden nach Israel aus. Es ist dort auch seit einigen Jahrzehnten eine zunehmende Zahl an Sympathiebekundungen jüdischer Intellektueller zugunsten der politischen Rechten zu beobachten. „Für die resoluten Gegner der AfD ist die Bekräftigung der eigenen Identität schon Hitler“ (Alain Finkielkraut). Da dies in zunehmendem Maße ebenso für die jüdische Identität zu gelten beginnt, fällt uns die Entscheidung nicht allzu schwer, auf welche Seite wir uns in der gegenwärtigen Auseinandersetzung zu schlagen haben.

Politisches Sprachrohr anstelle institutioneller Vertretung mit sinkender Legitimation

Die Stimmung in den jüdischen Gemeinden ist dementsprechend eine gänzlich andere, als in vollkommener Abhängigkeit ihrer Geldgeber stehende Funktionäre des Zentralrats zu suggerieren versuchen; der Anteil an AfD-Wählern unter den deutschen Juden ist zweifelsohne deutlich höher als in der bundesrepublikanischen Gesamtbevölkerung. Vom Gesinnungswandel innerhalb der jüdischen Gemeinden zeugt nicht zuletzt die aus Unzufriedenheit mit der Jüdischen Allgemeinen initiierte Gründung der Jüdischen Rundschau, Berlin, im Jahre 2014, der einzigen unabhängigen jüdischen Zeitung in Deutschland. Im Gegensatz zum Zentralrat können wir als JAfD zwar naturgemäß keine institutionelle Vertretung der deutschen Judenheit bieten, sehr wohl aber eine bislang in der Öffentlichkeit sträflich vernachlässigte und teilweise sogar unterdrückte Haltung artikulieren, mit der sich ein bedeutender und zunehmend größer werdender Teil der deutschen Judenheit identifiziert.

Positionspapiere der Bundesvereinigung Juden in der AfD e.V.

Positionspapier zum Thema Beschneidung

Die folgenden Ausführungen gelten nur für die jüdische Beschneidung (Brit Milah). Die islamische Beschneidung weist Unterschiede zur jüdischen auf und ist nicht Gegenstand dieser Stellungnahme. Brit Milah (hebräisch ברית מילה, dt. „Bund der Beschneidung“) ist die Entfernung der Vorhaut des männlichen Gliedes (Zirkumzision) nach jüdischem Brauch. Durchgeführt wird sie von einem Mohel, dem Beschneider, der in der Praxis der Brit Milah ausgebildet wurde. Die Grundlage für Juden, ihre Söhne zu beschneiden, liegt im ältesten und damit für das Judentum autoritativsten Teil der Bibel, nämlich in den fünf Büchern Mose (Torah). So heißt es: „Dies ist mein Bund, den ihr wahren sollt, zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: Beschnitten unter euch sei alles Männliche.“ (1. Buch 17,10 (Buber-Rosenzweig-Übersetzung)). „Mit acht Tagen soll alles Männliche unter euch beschnitten werden“ (1. Buch 17,12). Die Beschneidung jüdischer neugeborener Jungen gehört zum Wesen des Judentums, markiert den Eintritt in die jüdische Gemeinschaft und symbolisiert den Bund zwischen G'tt und Abraham bzw. zwischen G'tt und den Juden. Ist das Kind am achten Tag erkrankt, wird die Brit Milah auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Eine Brit Milah vor dem achten Lebenstag ist nicht gestattet. Das Gebot ist für Juden bindend. Die Brit Milah verbindet Juden aller Strömungen, von orthodox bis liberal, miteinander und wird sogar von säkularen Juden durchgeführt. Auf heute deutschem Boden wurde bereits beschnitten, als noch keine deutsche Sprache existerte. Nur unter dem kommunistischen Regime war die Brit Milah praktisch nicht ausführbar. Sie ist nicht nur Brauchtum, sondern zentraler Bestandteil jüdischer Identität. Sie ist von essentieller Bedeutung und konstitutiv für das Judesein. Die Brit Milah gilt als eines der wichtigsten Gebote im Judentum und hebelt selbst die Gebote der höchsten jüdischen Feiertage Schabbat und Jom Kippur (Versöhnungstag) aus, an denen bestimmte Tätigkeiten, darunter jegliches Schneiden, nicht ausgeführt werden dürfen. Die Beschneidung ist einer der am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffe weltweit; in den USA ist etwa ein Drittel der männlichen Bevölkerung beschnitten. Bei der Beschneidung wird die Vorhaut von der Eichel mittels eines Skalpells entfernt. Anschließend wird das austretende Blut aus der Wunde entfernt. Es spricht im Judentum nichts gegen eine (lokale) Betäubung des Kindes während der Brit Milah. Eine Narkose des Säuglings wird in der Regel nicht durchgeführt und ist auch medizinisch nicht empfehlenswert, da die Narkose dem kindlichen Körper Schaden zufügen könnte und weniger leicht zu bewältigen ist. Von der Bedenkenlosigkeit der Brit Milah zeugt, dass die alten Juden offenbar nicht zu unterschätzende medizinische Fachkenntnisse hatten. Dass die Brit Milah vor dem achten Tag verboten war, hängt zweifelsohne mit einer auf die Geburt folgenden Umstellung des Hämoglobins zusammen, die auch den sog. Neugeborenenikterus nach sich zieht. Diese Umstellung nimmt etwa eine Woche in Anspruch. Ferner findet beim Neugeborenen in der ersten Lebenswoche eine Erneuerung der Thrombozyten statt, die das Blutungsrisiko reduziert. Des Weiteren spielt das Vitamin K eine große Rolle; es ist ein fettlösliches Vitamin und essentieller Cofaktor bei der Synthese der Gerinnungsfaktoren Faktor II, VII, IX, X sowie von Protein C und Protein S. Während die Vitamin-K1-Serumkonzentration bei der Geburt noch sehr gering ist, liegt sie erst ab etwa dem vierten Lebenstag im gleichen Bereich wie bei Erwachsenen. Solange diese Vorgänge nicht abgeschlossen sind, ist die Blutgerinnung beim Neugeborenen beeinträchtigt. Eine Beschneidung am achten Lebenstag geht aus all diesen Gründen mit wesentlich weniger Blutverlust einher als eine solche unmittelbar nach der Geburt. Zudem zieht die Beschneidung sogar gesundheitlich positive Folgen nach sich. Die Entfernung der Vorhaut führt dazu, dass sich Keime weniger gut ansiedeln können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (UNAIDS) kamen bereits im Jahre 2007 zu dem Schluss, dass die männliche Zirkumzision das Risiko, sich mit AIDS zu infizieren, zweifellos erheblich verringert: Mehrere Studien haben bewiesen, dass die männliche Beschneidung das Übertragungsrisiko von AIDS von Frau zu Mann um 60 bis 70 % reduziert (vgl. WHO, Manual for early infant male circumcision under local anaesthesia, 2010, S. 6). Die Weltgesundheitsorganisation hat daher im Jahre 2007 die Beschneidung als vorbeugende Maßnahme gegen die HIV-Ansteckung grundsätzlich empfohlen. Auch das Risiko, sich mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Genitalherpes (HSV) und den Humanen Papillomaviren, die wiederum Gebärmutterhalskrebs bei Frauen auslösen können, zu infizieren, wird durch die Beschneidung verringert. Zudem wird die Gefahr, an Harnwegsinfektionen, Phimose und Peniskrebs sowie an Entzündungen der Vorhaut und der Eichel zu erkranken, verringert. Auch konnte nachgewiesen werden, dass die Beschneidung keine negative Auswirkung auf die sexuelle Funktionsfähigkeit eines Mannes oder die Befriedigung der Sexualpartner hat (vgl. ebd.). Ein Verbot der Beschneidung ginge also nicht nur mit keinerlei gesundheitlichen Vorteilen für die männliche Bevölkerung einher, sondern würde stattdessen die Glaubensfreiheit einschränken sowie darüber hinaus jüdisches Leben in Deutschland stark beeinträchtigen. Solch ein Verbot lehnen wir ganz entschieden ab.

Positionspapier zum Thema Schächten

Die folgenden Ausführungen gelten nur für das jüdische Schächten (Schechita). Das islamische Schlachten von Tieren wird auch Schächten genannt und soll erhebliche Unterschiede zur Schechita aufweisen. Das islamische Schächten ist nicht Gegenstand dieser Stellungnahme. Das jüdische Schächten war über Jahrtausende die Tierschutzvariante des Schlachtens, alle anderen Formen des Tötens waren grausamer und voller Leiden für das betroffene Tier. Das Ziel der Schechita ist das schmerzlose Töten; sie darf ausschließlich durch einen Schochet, eine dafür ausgebildete Fachkraft, durchgeführt werden. „Sehr vereinfacht gesagt, beinhaltet der Vorgang einen extrem schnellen Schnitt gleichzeitig durch die Luftröhre und die Hauptarterie bis zur Wirbelsäule, so dass das Tier durch den sofortigen Abfall des Blutdrucks bewusstlos wird (Großvieh nach 25-30 Sekunden) und daher sehr geringen oder gar keinen Schmerz spürt.“ Auch Betäubung durch Elektroschock oder Bolzenschuss fügt dem Tier Leiden zu. Der wissenschaftliche Nachweis, dass diese Leiden geringer seien als beim jüdischen Schächten, ist nicht erbracht. Wir sind davon überzeugt, dass das jüdische Schächten dem Tier kein unnötiges Leid zufügt. Die Bedingungen bei Tierhaltung und Tiertransport über Tausende Kilometer, zum Beispiel in griechische EU-Schlachthöfe, fügen den Tieren mehr Leid zu, als jüdisches Schächten. Nach den jüdischen Gesetzen, der Halacha , sind Juden verpflichtet, bei Fleischverzehr nur jüdisch geschächtetes Fleisch zu essen. Nach dem Talmud gilt jedoch auch das Prinzip Dina de-malchuta dina , das besagt, „das Gesetz des Landes ist das Gesetz“. Dieser Grundsatz schreibt vor, dass Juden grundsätzlich die Gesetze des Landes, in dem sie leben, zu befolgen und zu respektieren haben. In den letzten Jahrzehnten hat, insbesondere ausgelöst durch die Massentierhaltung, der Tierschutz einen immer größeren gesellschaftlichen Stellenwert in Deutschland erhalten. Seit dem Jahr 2002 ist der Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. Der Streit um ein Schächtverbot hat seitdem zugenommen. Tierschützer stellen dabei den grundgesetzlichen Anspruch auf Tierschutz über den grundgesetzlichen Anspruch auf Glaubensfreiheit, mit der Begründung, das Schächten sei Tierquälerei. Für das jüdische Schächten weisen wir diesen Vorwurf zurück, zudem stellen wir die Glaubensfreiheit über den Tierschutz. Eine staatliche Neu-Regelung des Schächtens müssten Juden allerdings nach dem talmudischen Prinzip Dina de-malchuta dina akzeptieren. Als jüdische Mitglieder der Bürgerrechtspartei AfD, die mehr direkte Demokratie durch Volksabstimmungen fordert, können wir uns auch dieses Mittel zur Entscheidung der unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen vorstellen und würden ein derart zustande gekommenes Schächtverbot akzeptieren. Ein Verbot des Handels von kosherem (jüdisch geschächtetem) Fleisch würde hingegen die Glaubensfreiheit einschränken. Solch ein Verbot lehnen wir ganz entschieden ab. Ein Importverbot ist auch aus dem Grund abzulehnen, dass die EU hohe Schutzzölle auf land- und viehwirtschaftliche Güter erhebt und also keinen freien Welthandel in diesen Bereichen erlaubt. Es wäre demnach vermessen, den Import und damit den freien Welthandel im Hinblick auf koscheres Fleisch auch zu verbieten, obwohl man koscheres Fleisch — bei einem eventuellen Verbot des Schächtens — überhaupt nicht selbst in Deutschland produzieren könnte.